Sodbrennen und Reflux erkennen und richtig behandeln: Was die neuen Leitlinien empfehlen - Die Sonderseite mit Dr. Son im Interview

Sodbrennen, saures Aufstoßen oder ein Kloßgefühl im Hals – was harmlos beginnt, kann auf Dauer zur Belastung werden: Die Refluxkrankheit betrifft viele, wird aber oft nicht richtig eingeordnet oder behandelt. Dr. med. Min-Seop Son, Chefarzt der Hauptabteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Experte für Refluxerkrankungen an der WolfartKlinik, erklärt, was sich mit den neuen Leitlinien geändert hat – und warum eine präzise Diagnostik der Schlüssel zur erfolgreichen Therapie ist.
Was genau versteht man unter Reflux – und wann wird er krankhaft?
Dr. Son: Ein Reflux bedeutet, dass Mageninhalt zurück in die Speiseröhre gelangt. Das ist grundsätzlich nichts Ungewöhnliches – auch gesunde Menschen erleben das gelegentlich. Wird dieser Rückfluss aber chronisch und treten Beschwerden wie häufiges Sodbrennen, saures Aufstoßen, Hustenreiz oder ein Druckgefühl hinter dem Brustbein auf, sprechen wir von einer Refluxkrankheit. Wichtig ist: Auch unspezifische Beschwerden wie Heiserkeit oder ein ständiger Kloß im Hals können Anzeichen sein – das ist vielen nicht bewusst.
Was hat sich mit den neuen Leitlinien zur Refluxkrankheit geändert?
Dr. Son: Die aktualisierte Leitlinie von 2023 definiert die Refluxkrankheit deutlich differenzierter. Es wird nun klarer unterschieden zwischen den verschiedenen Formen – etwa dem klassischen Sodbrennen, aber auch dem sogenannten „stillen Reflux“, bei dem typische Symptome oft fehlen. Neu ist außerdem der stärkere Fokus auf eine objektive Diagnostik, etwa durch spezielle Messverfahren. Ziel ist es, die Ursachen genauer zu erfassen und die Behandlung individueller auf die Patienten abzustimmen.
Was heißt das konkret – wie wird Reflux heute diagnostiziert?
Dr. Son: Wir setzen auf moderne Verfahren wie die hochauflösende Manometrie (eine Druckmessung, die zeigt, wie gut die Muskulatur der Speiseröhre arbeitet) und die Impedanz-pH-Metrie (eine kombinierte Messung, die erkennt, wie viel Flüssigkeit oder Magensäure in die Speiseröhre zurückfließt – auch bei nicht-sauren Refluxformen). Diese Untersuchungen liefern präzise Daten zu Funktion und Beweglichkeit der Speiseröhre sowie zum tatsächlichen Rückfluss von Säure oder anderen Mageninhalten. Das ist entscheidend, um Fehldiagnosen zu vermeiden – und Therapien nicht nur „auf Verdacht“ zu starten. In München gibt es nur wenige Einrichtungen, die diese Diagnostik anbieten – wir an der WolfartKlinik gehören dazu.
Und wenn die Diagnose steht – wie sieht die Behandlung aus?
Dr. Son: Früher wurde häufig direkt zu Medikamenten oder Operationen geraten. Heute gehen wir deutlich gezielter vor. Die Therapie richtet sich nach dem individuellen Befund – mal reicht eine Umstellung der Lebensgewohnheiten, mal ist eine medikamentöse Behandlung sinnvoll. Und erst wenn all das nicht hilft, sprechen wir über eine Operation.
Welche Rolle spielt der Lebensstil bei Refluxbeschwerden?
Dr. Son: Eine sehr große. Viele Patienten profitieren schon davon, wenn sie ihre Ernährung anpassen, Übergewicht reduzieren oder auf spätes Essen verzichten. Auch die Schlafposition kann helfen: Der Oberkörper sollte leicht erhöht liegen. Und nicht zuletzt spielen Stress und Anspannung eine Rolle – auch das berücksichtigen wir bei der Behandlung.
Wann wird eine Operation notwendig – und wie läuft sie ab?
Dr. Son: Wenn Medikamente keine ausreichende Wirkung zeigen oder Patienten sie dauerhaft nicht einnehmen möchten, kann ein operativer Eingriff sinnvoll sein. Hierbei wird immer der Zwerchfellbruch korrigiert. In den meisten Fällen führen wir zusätzlich eine sogenannte Fundoplikatio durch, bei der der Mageneingang so verstärkt wird, dass der Rückfluss verhindert wird. Das erfolgt minimalinvasiv und hat sich seit vielen Jahren bewährt. Über 90 % der Patienten berichten von einer deutlichen und langfristigen Linderung. Und der Heilungsverlauf ist meist zügig – oft kann schon nach wenigen Tagen wieder normal gegessen werden.
Was raten Sie Betroffenen, die unsicher sind, ob sie an Reflux leiden?
Dr. Son: Zögern Sie nicht, sich untersuchen zu lassen – gerade, wenn Beschwerden immer wieder auftreten oder unklar bleiben. Die gute Nachricht: Reflux ist gut behandelbar. Und je genauer die Diagnose, desto gezielter können wir helfen. Zögern Sie also nicht, sondern vereinbaren Sie zur speziellen Refluxdiagnostik einfach einen Termin mit uns.
Kontakt:
Chirurgisches Zentrum der WolfartKlinik
Dr. med. Min-Seop Son
Ruffiniallee 17
82166 Gräfelfing
Tel. 0 89/ 85 87- 4 00
E-Mail: chirurgie@wolfartklinik.de