Rückenleiden – ein Schmerz, viele Ursachen: Die Wirbelsäule verstehen und gezielt behandeln - Die Sonderseite mit Dr. Harzmann im Interview
Rückenschmerzen sind nicht gleich Rückenschmerzen. Sie können durch Verspannungen, Verletzungen, altersbedingte Abnutzung oder durch strukturelle Veränderungen entstehen. Häufig wird der Schmerz jedoch durch Muskelverspannungen verursacht, die sich gut konservativ, also ohne Operation, behandeln lassen. Doch was, wenn die Schmerzen bis ins Bein ausstrahlen? Oder wenn eine Lähmung oder Gefühlsstörungen auftreten? Diese Alarmzeichen sollten ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden. Über die besten Möglichkeiten zur Behandlung und wann ein Eingriff wirklich notwendig ist, sprechen wir mit Dr. Hanns Christian Harzmann. Er ist einer der führenden Wirbelsäulenspezialisten und operiert seine Patienten in der WolfartKlinik.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für einen Arztbesuch bei Rückenschmerzen?
Dr. Harzmann: Rückenschmerzen sind nicht immer ein Grund zur Sorge. Einfacher Rückenschmerz, also Schmerzen ohne alarmierende Symptome, lässt sich häufig gut mit aktiver Bewegung und gezielten physiotherapeutischen Maßnahmen behandeln – idealerweise in Absprache mit einem Arzt, der die richtige Therapie empfehlen kann. Ein Arztbesuch ist oft der erste Schritt, um die Beschwerden sicher abzuklären und eine geeignete Behandlung zu finden. Alarmzeichen, wie plötzliche Taubheitsgefühle, Muskelschwäche oder Fieber, erfordern jedoch eine schnelle Abklärung. Diese sogenannten „Red Flags“ sind Signale des Körpers, dass etwas Ernsteres dahinterstecken könnte. In solchen Fällen helfen bildgebende Verfahren dabei, die genaue Ursache festzustellen, um die passende Therapie zu wählen.
Welche Therapieansätze gibt es – und welche sind besonders schonend?
Dr. Harzmann: Ich beginne die Behandlung immer konservativ, also ohne Operation. Das Ziel ist es, Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu verbessern. Viele Patienten profitieren von Maßnahmen wie gezielten Spritzen, die wir unter Röntgenkontrolle verabreichen. Diese wirken direkt an der schmerzenden Stelle und helfen dabei, Entzündungen zu hemmen und Schmerzen zu reduzieren. Wenn solche Therapien nicht den gewünschten Erfolg bringen, können minimalinvasive Eingriffe wie die Thermodenervierung oder die Nukleoplastie helfen. Bei der Thermodenervierung werden z.B. winzige Nervenfasern, die Schmerzsignale übertragen, vorsichtig „deaktiviert“, sodass der Schmerz nicht mehr weitergeleitet wird. Bei der Nukleoplastie wiederum entfernen wir überschüssiges Bandscheibengewebe, das auf Nerven drückt, was die Schmerzen lindern kann. Beide Verfahren sind besonders schonend und ermöglichen häufig eine schnelle Besserung, ohne dass eine größere Operation notwendig ist.
Wann ist ein operativer Eingriff unvermeidbar?
Dr. Harzmann: Operationen sind nur bei einem Bruchteil der Patienten wirklich erforderlich. Es gibt jedoch einige Situationen, in denen ein Eingriff unvermeidbar ist – zum Beispiel bei akuten Bandscheibenvorfällen, die stark auf die Nerven drücken und ernsthafte Symptome wie Lähmungen oder Kontrollverlust über Blase und Darm verursachen. In solchen Fällen ist eine schnelle Operation entscheidend, um dauerhafte Schäden zu vermeiden. Dank endoskopischer Techniken können wir solche Eingriffe jedoch heute besonders schonend durchführen. Über einen winzigen Zugang entfernen wir nur das beschädigte Gewebe, ohne umliegende Strukturen zu verletzen. So minimieren wir den Heilungsaufwand und ermöglichen eine rasche Rückkehr in den Alltag.
Patienten profitieren von kleineren Narben und einer kürzeren Genesungszeit. Viele können schon bald wieder ihren normalen Alltag aufnehmen und haben im Vergleich zu traditionellen Operationen eine deutlich reduzierte Belastung. Diese schonenden Techniken sind gerade für aktive Menschen oder Patienten, die rasch wieder mobil sein möchten, eine hervorragende Option.
Warum ist Bewegung so wichtig für die Rückengesundheit?
Dr. Harzmann: Ein Großteil der Rückenschmerzen entsteht durch Bewegungsmangel und zu wenig kräftige Muskulatur. Leider neigen viele dazu, sich bei Rückenschmerzen noch weniger zu bewegen, was das Problem verstärken kann. Bewegung ist essenziell, um die Muskulatur zu stärken und die Belastbarkeit des Rückens zu fördern. Deshalb empfehle ich, sich selbst bei Rückenschmerzen im Alltag aktiv zu halten und auf eine abwechslungsreiche Bewegung zu achten – am besten in Kombination mit gezielten physiotherapeutischen Übungen.
Darf ich mir als Patient eine zweite Meinung einholen?
Dr. Harzmann: Absolut. Viele Patienten wissen gar nicht, wie viele Behandlungsmöglichkeiten es heute gibt, bevor eine Operation überhaupt in Betracht gezogen werden muss. Ein rechtzeitiges Gespräch mit einem erfahrenen Wirbelsäulenspezialisten, der konservative, minimalinvasive und operative Verfahren anbietet, kann sehr hilfreich sein. So lässt sich eine Behandlung finden, die genau auf die individuellen Bedürfnisse und die genaue Diagnose abgestimmt ist. Die oft gehörte Aussage, „da kann man nichts mehr machen,“ trifft heute fast nie zu. In meiner Praxis stehe ich allen Menschen mit Rückenschmerzen gerne zur Seite, um die bestmögliche Therapie zu finden und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Angebot:
- Konservative Orthopädie und Osteopathie
- Minimalinvasive Schmerztherapie der Wirbelsäule
- Kyphoplastie (Behandlung von Wirbelbrüchen bei Osteoporose)
- Endoskopische Wirbelsäulenoperationen
- Spezielle arthroskopische Schulter- und Kniechirurgie
Kontakt:
Praxis Herzogpark
Dr. med. Hanns Christian Harzmann
Pienzenauerstraße 31 A
81679 München
Telefon: 089 / 99 89 56 72
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