Übergewicht und Krebs: Gibt es wirklich einen Zusammenhang? - Die Sonderseite mit Dr. Son im Interview
Adipositas kann eine schwere Last sein, und nicht nur für den Körper, sondern auch für die Seele. Viele Menschen, die unter starkem Übergewicht leiden, kennen die Herausforderungen im Alltag nur zu gut. Was viele nicht wissen: Adipositas kann nicht nur das Risiko für Diabetes und Bluthochdruck erhöhen, sondern auch das Risiko für bestimmte Krebsarten. Das klingt besorgniserregend – aber es gibt Wege, sich zu schützen. Wie das genau funktioniert und welche Schritte Betroffene gehen können, erklärt Dr. Min-Seop Son, Leiter des Adipositaszentrums der WolfartKlinik.
Warum erhöht Adipositas das Risiko für Krebs?
Dr. Son: Starkes Übergewicht beeinflusst viele Prozesse im Körper, die zur Entstehung von Krebs beitragen können. Zum Beispiel produziert das Fettgewebe eine Vielzahl an Substrate, die zu einer sogenannten Insulinresistenz führen. Der Körper ist hierdurch gezwungen mehr Insulin zu bilden. Insulin regt aber auch die Zellteilung an und fördert das Wachstum von Tumoren – ähnlich wie Dünger das Wachstum von Pflanzen beschleunigt. Das Fettgewebe produziert aber auch Hormone, wie Östrogen, das bei Frauen zu einem höheren Risiko für Bruchkrebs führt. Außerdem kann Adipositas chronische Entzündungen im Körper verursachen, die ebenfalls ein Risikofaktor für die Entwicklung von Krebserkrankungen sind. Schätzungen zufolge könnten über 40 % dieser Tumore theoretisch vermieden werden, wenn starkes Übergewicht reduziert würde.
Gibt es bestimmte Krebsarten, die häufiger bei adipösen Menschen auftreten?
Dr. Son: Ja, das Risiko für einige Krebsarten ist bei stark übergewichtigen Menschen deutlich erhöht. Dazu gehören beispielsweise Brustkrebs, Darmkrebs, Nierenkrebs und Speiseröhrenkrebs. Auch das Risiko für Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs ist erhöht. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass das Fettgewebe bestimmte Entzündungsstoffe produziert, die das Krebsrisiko in diesen Organen steigern können.
Was können Betroffene tun, um ihr Risiko zu senken?
Dr. Son: Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und regelmäßiger Bewegung ist ein wichtiger Schritt, um das Krebsrisiko zu senken. Bereits eine moderate Gewichtsabnahme von nur 5 bis 10 Prozent des Körpergewichts kann einen großen Unterschied machen. Allerdings wissen wir, dass dies für viele allein sehr schwer umzusetzen ist. Deshalb bieten wir in der Klinik eine multimodale Therapie an, die nicht nur auf Ernährungsumstellung, sondern auch auf Bewegung und Verhaltenstherapie setzt, um langfristige Veränderungen zu unterstützen. Für manche Patienten kann auch eine medikamentöse Therapie oder eine Operation sinnvoll sein. Sie stellt eine zusätzliche Möglichkeit dar, die besonders bei starkem Übergewicht oft den entscheidenden Impuls gibt.
Wann ist eine Operation zur Gewichtsreduktion empfehlenswert?
Dr. Son: Eine Operation kommt vor allem bei Patienten mit starkem Übergewicht und gleichzeitig erhöhtem Krebsrisiko in Frage, wenn andere Maßnahmen nicht erfolgreich waren. Ein Magenbypass oder eine Schlauchmagen-OP kann das Gewicht langfristig deutlich reduzieren und das Krebsrisiko senken. Zudem verbessern sich oft viele Begleiterkrankungen, und die Lebensqualität der Patienten steigt. So kann eine Operation für viele der entscheidende Schritt sein, um langfristig gesund zu bleiben.
Gibt es Beweise, dass eine Gewichtsreduktion tatsächlich das Krebsrisiko senkt?
Dr. Son: Ja, eine große Studie zeigt, dass das Krebsrisiko nach einer bariatrischen Operation, wie einem Magenbypass oder einer Schlauchmagen-OP, um bis zu 41 % gesenkt werden kann. Auch haben wir zumindest Hinweise, dass durch eine medikamentöse Therapie, die bei Typ-2-Diabetes angewandt wird, das Risiko für krebsassoziierte Erkrankungen reduziert werden kann. Natürlich muss aber auch nach der Operation eine Anpassung der Lebensweise erfolgen, damit die Ergebnisse nachhaltig sind.
Worin liegen die Herausforderungen einer dauerhaften Gewichtskontrolle?
Dr. Son: Viele Patienten berichten, dass das Halten des Gewichts nach einer Diät oft die größere Herausforderung darstellt. Allerdings ist es wichtig zu wissen, dass die Gewichtszunahme in gewisser Weise normal ist. Denn unser Körper ist auf Gewichtszunahme „programmiert“ und nicht auf Gewichtabnehmen. Dies ist auch der Grund, dass eine medikamentöse Therapie des Übergewichts ein Leben lang durchgeführt werden muss, damit sich kein Jojo-Effekt einstellt.
Den bei uns operierten Patienten bieten wir in unserem Zentrum eine langfristige Nachbetreuung an, um den Erfolg aufrechtzuerhalten und die Patienten weiterhin in ihrer Krebsprävention zu unterstützen.
Was empfehlen Sie Menschen, die an Adipositas leiden und sich Sorgen über ihr Krebsrisiko machen?
Dr. Son: Wenn Sie mit Übergewicht kämpfen und sich Gedanken über Ihr Krebsrisiko machen, wissen Sie: Sie sind nicht allein, und es gibt einen Weg nach vorn. Manchmal kann der erste Schritt der schwerste sein – aber jeder Schritt zählt. Auch kleine Fortschritte können große Veränderungen bringen. Unser Adipositaszentrum steht Ihnen zur Seite und versteht Ihre Herausforderungen. Wir hören Ihnen zu und gehen gemeinsam mit Ihnen jeden Schritt, den Sie brauchen. Kontaktieren Sie uns – wir sind da, um Sie zu unterstützen.
Unser Angebot:
- Multimodale Adipositas-Therapie (Ernährungstherapie, Verhaltenstherapie, Bewegungstherapie, Medikamentöse Therapie)
- Endoskopische Verfahren (z.B. Magenballon und OverStitch)
- Adipositas-Chirurgie: Magenbypass-OP (Roux-en-Y), Schlauchmagen – Sleeve Gastrektomie, Omega-Loop-Bypass (sog. Mini-Bypass), Single-Anastomosis-Duodenal-Ileal Bypass mit Sleeve (SADI/S)
Kontakt:
AMC Wolfartklinik
Zentrum für Adipositas- u. Metabolische Chirurgie
Ruffiniallee 17
82166 Gräfelfing
Telefon 089 8587-4925
info@adipositas-muenchen.de
Mehr Infos hier:
www.adipositas-muenchen.de