Spürbare Auswirkungen auf unsere Gesellschaft- ein Rückblick der WolfartKlinik "GlobalDiagnosis"
Einen Blick über den Tellerrand wagen und sehen, wie die gesellschaftlichen und weltpolitischen Herausforderungen unser Leben beeinflussen– die Global Diagnosis-Veranstaltungen im Rückblick
Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der WolfartKlinik hat Klinikgeschäftsführer Florian Wolfart die mehrteilige Vortragsreihe „Global Diagnosis“ initiiert. In den insgesamt sechs Diskussionsabenden wurden einige der drängendsten sicherheitspolitischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragestellungen der Gegenwart beleuchtet.
Auftakt und Abschlussveranstaltung der WolfartKlinik Global Diagnosis-Diskussionsreihe widmeten sich den weltweiten sicherheitspolitischen Herausforderungen, denen unsere Gesellschaft sich gegenübersieht. Und so gab Botschafter Wolfang Ischinger, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, mit seinem Vortrag „Zerfällt die Weltordnung?“ am ersten Veranstaltungsabend einen Überblick über die aktuelle Weltpolitik. Der deutsche Spitzendiplomat sprach in seiner Rede über die Schwierigkeit, die aktuellen Herausforderungen in ihrer Vielzahl und Gleichzeitigkeit, wie weltweite Flüchtlingsströme, Terrorismus, wirtschaftliche Ungleichheit etc., korrekt zu interpretieren und einzuordnen. Er forderte mehr Bereitschaft von Europa zur internationalen Gestaltung. Klinikgeschäftsführer und Initiator der Veranstaltungsreihe, Florian Wolfart, unterstrich „wir müssen über unseren Tellerrand hinausschauen“.
Und auch zum Abschluss, fast als Fazit der Veranstaltungsreihe, waren die sicherheitspolitischen Herausforderungen wieder Thema der Diskussion. Direkt im Anschluss an die 53. Münchner Sicherheitskonferenz diskutierte eine Expertenrunde mit General James L. Jones (ehemaliger Sicherheitsberater von U.S. Präsident Obama), Radoslaw Sikorski (ehemaliger Polnischer Außenminister), Dr. Nathalie Tocci (stellvertretende Direktorin des Istituto Affari Internazionali in Rom) und Ian Bremmer (Gründer des Think Tanks Eurasia Group), moderiert von Journalist Ali Aslan, ihre Eindrücke der Konferenz. Im Mittelpunkt: die Auswirkungen der US-Präsidentschaft auf die sicherheitspolitische Lage in Europa und die transatlantischen Beziehungen.
Über die Herausforderungen einer globalen Gesundheitspolitik diskutierten Im Oktober Dr. Ursula Eid (ehemalige G8-Afrika-Beauftragte des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder) und Dr. Tankred Stöbe (Vorstandsmitglied von Ärzte ohne Grenzen). Stöbe, als Mitglied von Ärzte ohne Grenzen in zahlreichen humanitären Maßnahmen an vielen Brennpunkten der Welt im Einsatz, betonte: „Die Weltgesundheitsorganisation muss ihre Führungsrolle wahrnehmen, die politischen Führungen haben insbesondere im Kampf gegen Ebola in Sierra Leone zu viel Zeit verstreichen lassen. „Weltweite Krisen“, betonte auch Dr. Ursula Eid, „seien nur gemeinsam in der Weltgemeinschaft zu bewältigen“.
„Internationale Solidarität statt nationalistischer Interessen“ forderte der Journalist und Autor Dr. Franz Alt am dritten Veranstaltungsabend im November. Alt sprach über die Herausforderungen der weltweiten Flüchtlingsströme und schwor nicht nur die anwesenden Gäste darauf ein, Flüchtlinge als kulturelle und spirituelle Bereicherung zu begreifen. Nur so könnten wir die Chancen, die sich durch die Zuwanderung auf ein tolerantes, weltoffenes und buntes Land für uns ergeben, auch ergreifen.
Der Klimawandel als aktuelle Herausforderung war Thema der Dezemberveranstaltung, zu der Jürgen Trittin (Bundesumweltminister a.D.) und Claude Martin (ehemaliger Direktor des WWF) als Referenten interessante Einblicke in die internationalen Bemühungen im Kampf gegen den Klimawandel gaben. „Wir müssen und wir wollen das Klima retten“, dafür müssen wir die „Akteure durch Allianzen zusammenbringen“, erklärte Trittin. „Wir müssen die gefährliche Schwelle des Klimawandels vermeiden, die Regenwälder werden unseren Hals nicht retten“, fasste Claude Martin zusammen. Noch sei es fünf vor Zwölf im Kampf um die Klimarettung.
Dass die Politik des amerikanischen Präsidenten Trump auch das Leben der Gräfelfinger beeinflusst, erschreckt etwas. Und doch wird bei der Diskussion um die Auswirkungen populistischer Parolen in der Gesellschaft, die im Mittelpunkt der fünften WolfartKlinik Global Diagnosis-Veranstaltung stand, schnell deutlich: „Trumps Mauer hat Folgen für Gräfelfing“. Das erklärte die Harvard-Wissenschaftlerin Cathryn Clüver, die zusammen mit Ruprecht Polenz (CDU-Politiker) und Stefan Petzner (PR-Berater und ehemaliger Pressesprecher Jörg Haiders) darüber diskutiert hat, wie wir populistischen Parolen in der Gesellschaft begegnen müssen. Zum Vortragsabend über den wachsenden Populismus und seine Auswirkungen im Gräfelfinger Bürgerhaus waren mehr als 240 Interessierte gekommen. Die drei Experten erklärten nach einer Begrüßung und wunderbaren Einstimmung durch Landrat Christoph Göbel, moderiert von Dr. Meike Zwingenberger (Geschäftsführerin des Bayerischen Amerikahauses), was hinter dem Erfolg populistischer Parteien in den USA, Europa und Deutschland stecke und mit welchen Folgen auf die politische Landschaft zu rechnen sei. Das Fazit: nicht nur die Parteien, sondern jeder einzelne von uns muss sich inhaltlich mit den Parolen auseinandersetzen und Fakten den angstmachenden Mutmaßungen der Populisten entgegenstellen.
Anlass der hochkarätigen Diskussionsreihe war übrigens das 60. Jubiläum der WolfartKlinik. Eine Jubiläumsfeier der anderen Art, keine reine Nabelschau der Klinikhistorie, sondern mit dem Blick über den Tellerrand, machte Florian Wolfart im Jubiläumsjahr auf die Herausforderungen aufmerksam, denen sich die Weltengemeinschaft stellen muss. Denn die Vielzahl und Gleichzeitigkeit der aktuellen weltpolitischen Problemstellungen, wie Flüchtlingsströme, Terrorismus, Kriege, Finanzkrise, Klimawandel, Staatszerfall, macht es selbst den zuversichtlichsten Beobachtern der weltpolitischen Lage schwer, eine positive Zukunftsprognose aufzustellen. Gleichzeitig werden Krisen nicht durch Verdrossenheit und Desinteresse gelöst. Und so standen vor allem alternative Herangehensweisen und Denkansätze im Mittelpunkt der Diskussionsabende.