Schilddrüse: Mini-Organ mit Maxi-Wirkung - Die Sonderseite mit Dr. Axt im Interview
Schilddrüsenerkrankungen sind ausgesprochen häufig und können in jedem Lebensalter auftreten. Bei etwa jedem dritten Erwachsenen in Deutschland bildet sich im Laufe des Lebens mindestens eine krankhafte Schilddrüsenveränderung. Die Schilddrüse produziert das Schilddrüsenhormon, ein lebenswichtiges Hormon, das an vielen Prozessen im Körper beteiligt ist. Bei Veränderungen der Schilddrüse kann die Hormonproduktion gestört sein, was zu zahlreichen Beschwerden und Krankheitsbildern führen kann. Was Betroffene dazu wissen müssen, haben wir anlässlich des Welt-Schilddrüsentages am 25. Mai Dr. Lukas-Immanuel Axt gefragt. Er ist Facharzt für Allgemeinchirurgie und Spezielle Viszeralchirurgie sowie Leiter des Schilddrüsenzentrums an der WolfartKlinik.
Welche Schilddrüsenerkrankungen kommen häufig vor?
Dr. Axt: In Deutschland sind zum Beispiel Schilddrüsenknoten sehr weit verbreitet. Oftmals fallen diese bei routinemäßigen Ultraschalluntersuchungen als Zufallsbefund auf. Auch Blutwerte können einen Hinweis auf eine Fehlfunktion der Schilddrüse liefern. Betroffene reagieren meist mit großer Unsicherheit. Zur Beruhigung sei erwähnt, dass nur ein kleiner Teil der Schilddrüsenknoten in Deutschland operiert wird. Um jedoch ein genaues Bild der Gewebeveränderung zu bekommen, empfehle ich eine Ultraschall-Untersuchung und eine Schilddrüsenszintigrafie. Der Ultraschall liefert Bilder zu Größe, Struktur, Durchblutung und möglichen Kalkablagerungen. Die Schilddrüsenszintigraphie ist notwendig, um die Funktion des Knotens zu klären. Man spricht von einem kalten Knoten, wenn nur eine geringe oder keine StoffwechselAktivität vorhanden ist. Bei einem heißen Knoten liegt dagegen eine hohe StoffwechselAktivität vor. Wichtig zu wissen: Lediglich in 8 Prozent aller Knoten finden sich bösartige Veränderungen.
Was versteht man unter einem Kropf?
Dr. Axt: Sehr viele Patienten leiden unter einer deutlich vergrößerten Schilddrüse, im Volksmund auch Kropf genannt. Die häufigste Ursache für ein Größenwachstum der Schilddrüse war lange ein Jodmangel. In Deutschland gab es bis vor einigen Jahren noch vereinzelte Gebiete mit einem ausgeprägten Jodmangel. Heute ist das eher die Ausnahme, da Jod überall verfügbar ist. Sollte es trotzdem zu einer deutlichen Vergrößerung der Schilddrüse kommen, wird meist eine Operation empfohlen. Kloßgefühl oder Schmerzen im Hals sowie der Druck auf die Luftröhre aber auch der ästhetische Aspekt sind Gründe für einen operativen Eingriff an der Schilddrüse.
Was tun bei Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung?
Dr. Axt: Wenn Betroffenen die Vermutung haben, dass etwas mit der Schilddrüse nicht in Ordnung sein könnte, sollten sie sich zunächst an ihren Hausarzt wenden. In vielen Hausarztpraxen kann bereits eine Tast und Ultraschalluntersuchung sowie eine Blutuntersuchung (TSHWert) einen Hinweis auf eine Erkrankung der Schilddrüse geben. In einem zweiten Schritt können die Untersuchungsergebnisse bei einem Facharzt für Endokrinologie bewertet werden. Gibt es eindeutige Hinweise auf eine Vergrößerung bzw. Knotenbildung der Schilddrüse, so sollte durch eine Szintigraphie abgeklärt werden, ob es sich um heiße oder kalte Knoten handelt. Bestätigt sich im Rahmen der radiologischen Untersuchung ein kalter Knoten oder ein deutliches Wachstum der Schilddrüse, wenden sich Patienten am besten an ein schilddrüsenchirurgisches Fachzentrum. Ich erörtere mit meinen Patienten anhand des vorliegenden Szintigramms und aller Untersuchungsergebnisse ganz individuell, welche chirurgische Behandlung am besten geeignet ist.
Sind Schilddrüsen-OPs häufig und wann sind sie notwendig?
Dr. Axt: Mit etwa 100.000 Operationen pro Jahr zählen Eingriffe an der Schilddrüse zu den häufigsten OPs in Deutschland. Heute ermöglichen neue Operationsverfahren eine effektivere Therapie hinsichtlich Heilung und Verbesserung der Lebensqualität. Eine eindeutige Operationspflicht besteht in der Regel bei jedem Verdacht auf eine bösartige Erkrankung. Eine Schilddrüsenoperation kann aber auch bei gutartigen Erkrankungen erforderlich oder empfehlenswert sein, zum Beispiel bei einer Schilddrüsenüberfunktion oder -entzündung, Schilddrüsenvergrößerung (Struma), Drüsenwucherung (Adenom) oder einer Hohlraumbildung (Zyste). Ich empfehle Betroffenen in jedem Fall, sich in die Hände eines hochqualifizierten Spezialisten zu begeben. Denn die operative Behandlung erfordert eine sorgsame Auswertung aller Befunde und ein hohes Maß an Wissen und Können des Operateurs.
Mehr Informationen zur Schilddrüse gibt es für Interessierte übrigens online unter deutsches-schilddruesenzentrum.de und schilddruesenzentrum-muenchen.de
Zur Person:
Dr. med. LukasImmanuel Axt ist Facharzt für Allgemeinchirurgie und Spezielle Viszeralchirurgie. Der in der Chirurgie Gräfelfing niedergelassene Chirurg gehört zu den erfahrenen Spezialisten für Schilddrüsenoperationen. Zu seinen Spezialgebieten zählt insbesondere die minimalinvasive Operationsmethode. Die Chirurgie Gräfelfing in der WolfartKlinik in Gräfelfing ist Mitglied des Deutschen Schilddrüsenzentrums.
Kontakt:
Chirurgie Gräfelfing
Dr. med. Lukas-Immanuel Axt
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