Probleme mit dem Magen: Wann handelt es sich um eine Sigma-Divertikulitis? - Die Sonderseite mit Dr. Son im Interview
Wenn Bauch und Verdauung verrücktspielen, leiden Betroffene möglicherweise an einer sogenannten Sigma-Divertikulitis. Hier bilden sich in der Darmwand Divertikel – also kleine Ausstülpungen – die sich entzünden können. In manchen Fällen kann dies sehr starke Schmerzen verursachen und zu weiteren gefährlichen Komplikationen führen. Wann Handlungsbedarf besteht und welche Behandlungsmethoden es dann gibt, wollen wir von Dr. Min-Seop Son wissen. Der Experte für die Behandlung von Bauch-, Darm- und Magenerkrankungen ist Chefarzt der Hauptabteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie in der WolfartKlinik.
Sind Divertikel immer ein Grund zur Besorgnis?
Dr. Son: Nein, zunächst nicht. Tatsächlich kommen Divertikel gar nicht so selten vor. Mit dem Alter werden sie sogar noch häufiger, dann treten sie bei über der Hälfte aller über 70-Jährigen auf. Bei den allermeisten Menschen passiert dies, ohne dass sie davon wissen. Die genaue Ursache der Divertikelentstehung ist unbekannt. Es wird vermutet, dass sich der Druck im Darm durch Darmmuskelkrämpfe erhöht. Bestimmte Menschen sind erblich bedingt anfälliger für Divertikel. Weitere Risikofaktoren sind fortschreitendes Alter, starkes Übergewicht, ein schwaches Bindegewebe und gestörte Darmbewegungen. Eine ballaststoffarme Ernährung, Rauchen und wenig körperliche Bewegung können für die Entstehung ebenfalls eine Rolle spielen. An den betroffenen Stellen im Darm wölbt sich die Darminnenwand durch Darmmuskellücken nach außen. Dadurch entstehen kleine ballonförmige Ausstülpungen im Darm, in denen sich Stuhl ablagern kann. In den allermeisten Fällen sind diese Ausstülpungen harmlos. Sie verursachen bei Betroffenen keine Krankheitssymptome und sind deshalb auch nicht behandlungsbedürftig. Dies wird dann als sogenannte Divertikulose bezeichnet. In manchen Fällen treten aber Darmbeschwerden, Schmerzen und gegebenenfalls weitere Komplikationen auf. Dann spricht man von einer Divertikelkrankheit.
Was versteht man unter einer Sigma-Divertikulitis?
Dr. Son: Meistens bilden sich Divertikel im sogenannten Sigma. Das ist der S-förmige, etwa 40 Zentimeter lange Abschnitt des Dickdarms vor dem Mastdarm. Bei dem Krankheitsbild einer Divertikulitis haben sich diese Divertikel entzündet. Eine Divertikulitis kann in jedem Alter auftreten.
Unter welchen Symptomen leiden Betroffene dann?
Dr. Son: Typisch für eine Sigma-Divertikulitis sind zunehmende Schmerzen im vor allem linken Unterbauch. Manchmal tritt auch leichtes Fieber auf. Weitere Anzeichen für die Erkrankung sind Verstopfung und/oder Durchfall, Blähungen, Übelkeit, manchmal auch Krämpfe. Wenn ich bei der Untersuchung des Patienten äußerlich Druck auf den Bauch ausübe, kann sich die Bauchmuskulatur reflexartig anspannen. Auch beim plötzlichen Loslassen kann ein starker Schmerz auftreten. Oft bessern sich die Bauchschmerzen nach Stuhlgang oder Abgang von Luft.
Wann kann eine Divertikulitis zu Komplikationen führen?
Dr. Son: Divertikel können chronische Verdauungsbeschwerden und Schmerzen verursachen oder sich entzünden. Komplikationen treten ein, wenn die Entzündung auf Darmwand, Umgebung oder benachbarte Organe übergreift. Dann können sich auch Eiteransammlungen (Abszesse) und Fisteln bilden. Eine seltene, aber schwere Komplikation ist ein Loch in der Darmwand, also ein Darmdurchbruch oder Darmperforation. Wenn Stuhl in den Bauchraum austritt, kann eine unter Umständen lebensbedrohliche Bauchfellentzündung die Folge sein. Bei manchen Menschen entzünden sich Divertikel auch nach einer erfolgreichen Behandlung immer wieder. Dadurch können sich vernarbte Verengungen im Darm bilden, die das Weiterleiten des Stuhls erschweren. Im Extremfall führt dies bis zum Darmverschluss. Das Risiko für Komplikationen ist jedoch bei einer zum ersten Mal auftretenden Divertikulitis am höchsten. Für Betroffene wichtig zu wissen: Aus Divertikeln kann sich kein Darmkrebs entwickeln. Dieser entsteht aus Darmpolypen.
Wie behandeln Sie eine Divertikulitis?
Dr. Son: Ziel jeder Behandlung ist es, Komplikationen durch Entzündungen zu vermeiden, akute und chronische Beschwerden zu lindern und Rückfällen vorzubeugen. Bei der körperlichen Untersuchung wird zunächst der Bauch abgetastet. Je nach Art der Beschwerden folgen dann Blut- und Urinuntersuchungen, die Messung der Körpertemperatur sowie oft noch ein Ultraschall und eine Computertomographie. Durch eine gründliche Untersuchung schließe ich andere Erkrankungen aus. Dies ist wichtig, denn die Beschwerden bei einer Divertikelkrankheit ähneln denen etwa einer Blinddarmentzündung oder einem Reizdarmsyndrom. Grundsätzlich gilt: Divertikulitis lässt sich meist gut behandeln und heilt dann innerhalb weniger Wochen ab. Da die Entzündung hier durch Bakterien ausgelöst wird, empfehle ich eine Behandlung mit Antibiotika. Nur bei sehr milden Verläufen kann bei einer engmaschigen Kontrolle auf Antibiotika verzichtet werden. Bei Komplikationen kann auch eine Einweisung ins Krankenhaus nötig sein. Wenn sich eine akute Divertikulitis nicht bessert oder dauerhafte Beschwerden bestehen, erwäge ich zusammen mit meinen Patienten die Möglichkeit, den betroffenen Teil des Dickdarms durch eine OP zu entfernen. Wegen der bestehenden Risiken sollte ein Eingriff jedoch für jeden Einzelfall sorgsam abgewogen werden. Immer gilt: Bei schweren Komplikationen, wie etwa einer Darmperforation, muss in jedem Fall schnell operiert werden.
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Dr. med. Min-Seop Son
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