Nicht das ganze Knie ersetzen: Wann eine Teilprothese die bessere Wahl ist - Die Sonderseite mit PD Dr. Suren im Interview
Ein schmerzendes Knie muss nicht immer komplett ersetzt werden. Wenn nur ein Teil des Gelenks verschlissen ist – wie bei vielen Arthrosepatienten –, kann eine Teilprothese die bessere und schonendere Lösung sein.
Priv.-Doz. Dr. med. Christian Suren vom Zentrum für Orthopädie & Sportmedizin in München erklärt, welche Arten des Teilgelenkersatzes es gibt, für wen sie geeignet sind – und warum viele Patientinnen und Patienten nach dem Eingriff schnell wieder aktiv im Leben stehen. Er ist Experte für Primär- und Revisionsendoprothetik und operativer Belegarzt an der WolfartKlinik.
Was versteht man eigentlich unter einem Teilgelenkersatz am Knie?
Priv.-Doz. Dr. Suren: Das Kniegelenk besteht aus drei sogenannten Kompartimenten – also drei Bereichen, in denen sich Oberschenkel, Unterschenkel und Kniescheibe gegeneinander bewegen. Bei vielen Arthrosepatienten ist nur einer dieser Bereiche betroffen. In solchen Fällen muss nicht gleich das ganze Gelenk ersetzt werden – oft reicht es, nur den verschlissenen Teil durch eine Teilprothese zu ersetzen. So bleibt möglichst viel vom natürlichen Knie erhalten. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten.
Erklären Sie uns die mediale Schlittenprothese als Erstes genauer, bitte?
Priv.-Doz. Dr. Suren: Gerne! Die mediale Schlittenprothese setzen wir ein, wenn konkret die Innenseite des Knies – also das sogenannte mediale Kompartiment – betroffen ist. Das ist die häufigste Form der Kniearthrose. Typische Auslöser sind altersbedingter Knorpelverschleiß, Übergewicht, frühere Meniskusoperationen oder Fehlstellungen wie O-Beine, die zu einer Überlastung der inneren Gelenkseite führen. Bei diesem Eingriff entfernen wir nur die geschädigten Gelenkflächen und ersetzen sie durch eine kleine, passgenaue Prothese. Der übrige Gelenkapparat bleibt erhalten – das bedeutet für die Patienten oft ein sehr natürliches Bewegungsgefühl.
Und was darf man unter der lateralen Schlittenprothese verstehen?
Priv.-Doz. Dr. Suren: Dabei handelt es sich um eine gezielte Versorgung bei Beschwerden auf der Außenseite des Knies. Ist das laterale Kompartiment geschädigt – etwa infolge einer X-Bein-Fehlstellung, früherer Verletzungen oder Bandinstabilitäten – lässt sich der betroffene Bereich ebenfalls mit einer Teilprothese versorgen. Auch diese Variante ersetzt ausschließlich das erkrankte Segment. Mit dem passenden Implantat kann so effektiv behandelt werden, ohne unnötig gesundes Gewebe zu beeinträchtigen.
Was ist dann die Femoropatellare Prothese?
Priv.-Doz. Dr. Suren: Hier liegt der Verschleiß im Bereich zwischen Kniescheibe und Oberschenkelknochen – dem sogenannten femoropatellaren Gelenk. Auch dafür gibt es eine gezielte Lösung: die femoropatellare Prothese. Sie ersetzt ausschließlich diesen Gleitbereich, etwa bei ausgeprägtem Knorpelschaden hinter der Kniescheibe, bei früheren Fehlstellungen oder nach wiederholtem Herausspringen der Kniescheibe (Luxation). Für die Betroffenen bedeutet das häufig eine spürbare Schmerzlinderung – ganz ohne den Einsatz einer Vollprothese.
Ist eine Teilprothese dann nicht immer die bessere Wahl?
Priv.-Doz. Dr. Suren: Nicht jeder ist automatisch dafür geeignet. Entscheidend ist, dass nur ein Bereich des Gelenks geschädigt ist und die Bänder noch stabil sind. Dann ist der Teilgelenkersatz oft die ideale Lösung: weniger Belastung für den Körper, kürzere Erholungszeit – und viele sagen hinterher, dass sich ihr Knie fast wie früher anfühlt.
Und läuft die Operation dann anders ab, ist man schneller wieder mobil?
Priv.-Doz. Dr. Suren: Ja, denn bei Teilprothesen ist der Eingriff in der Regel weniger umfangreich. Es wird nur ein Teil des Knies ersetzt, oft bleiben wichtige Strukturen wie Bänder erhalten – das bedeutet für viele Betroffene weniger Belastung, weniger Schmerz und eine schnellere Erholung. Der Eingriff erfolgt meist minimalinvasiv. Noch am Tag der Operation beginnen wir mit ersten Gehübungen – natürlich unter physiotherapeutischer Anleitung. Viele sind schon nach wenigen Tagen wieder erstaunlich mobil. Die Reha wird individuell angepasst. Und wer vorher sportlich war, kann das nach der Heilung in vielen Fällen auch wieder sein.
Was raten Sie Menschen, die Knieprobleme haben, aber vor dem Arztbesuch zurückschrecken?
Priv.-Doz. Dr. Suren: Ich kann gut verstehen, dass manche zögern – sei es aus Sorge vor einer Diagnose oder aus Angst vor einer Operation. Aber genau deshalb ist eine frühzeitige Abklärung so wichtig: Nicht jede Arthrose muss operiert werden. Und wenn doch, gibt es heute oft deutlich schonendere Alternativen zur Totalprothese. Wichtig ist, dass wir gemeinsam in Ruhe besprechen, was in Ihrem individuellen Fall sinnvoll ist – ehrlich, verständlich und auf dem neuesten Stand der Medizin. Machen Sie einfach einen Termin mit mir aus. Ich stehe Ihnen hier im ZFOS gerne zur Verfügung.
Unser Angebot:
- Totalendoprothesen (Künstliche Gelenke) von Knie, Hüfte und Schulter
- Minimalinvasive Hüft TEP
- Knie TEP und Teilersatz des Kniegelenks (Unikondyläre Schlittenprothese, Femoro-Patellarer Teilersatz)
- Schulter TEP (Inverse Prothese, Anatomische Prothese, Oberflächenersatzprothese)
- Revisions- und Wechseloperationen von Hüft-, Knie- und Schulterendoprothesen
Kontakt:
ZFOS – Zentrum für Orthopädie & Sportmedizin
Dres. med. Öttl, Kinateder, Wimmer, Mayer, Rummel, Hr. Bolay, PD Dr. Suren, Mrosek*
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