Leistenbruch: Ein typisches Männerproblem? - Die Sonderseite mit Dr. Son im Interview
Leistenbrüche entstehen an einer Schwachstelle oberhalb des Leistenbandes. Sie sind diejenigen Weichteilbrüche, auch Hernien genannt, die am häufigsten vorkommen. Fast jeder hat wohl einen Betroffenen im Bekanntenkreis. Allem Anschein nach sind das vor allem Männer? Dr. Min-Seop Son weiß, warum und erläutert, wie man einen Leistenbruch am besten behandelt. Der Hernien-Spezialist ist Chefarzt der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Adipositas-Chirurgie im Chirurgischen Zentrum der WolfartKlinik.
Sind von einem Leistenbruch wirklich in erster Linie Männer betroffen?
Dr. Son: Ja, statistisch gesehen stimmt das. Jeder dritte Mann erleidet im Laufe seines Lebens mindestens einmal einen Leistenbuch, jedoch nur 3 bis 6 Prozent aller Frauen. Dazu muss man allerdings grundsätzlich sagen: Der Leistenbruch ist nur eine von vielen Arten von Weichteilbrüchen. Bei anderen Erscheinungsformen einer Hernie können Männer ebenso wie Frauen betroffen sein. Oft und je nach Art der Hernie spielt das Geschlecht weniger eine Rolle für die Entstehung eines Eingeweidebruches als andere Faktoren, wie zum Beispiel eine erbliche Vorbelastung, ein schwaches Bindegewebe oder Übergewicht. Stark übergewichtige Personen etwa haben einen höheren Druck im Bauchinnenraum. Auch Schwangere sind anfälliger für Bauchwandbrüche. Bestimmte Faktoren, wie etwa Diabetes oder das Rauchen können nach einer Operation die Wundheilung stören. Das wiederum begünstigt ganz unabhängig vom Geschlecht die Entstehung von Narbenhernien.
Warum entsteht ein Leistenbruch bei Männern wahrscheinlicher als bei Frauen?
Dr. Son: Grundsätzlich entsteht ein Leistenbruch durch eine Schwachstelle in der vorderen Bauchwand, dem Leistenkanal. Dann wölben sich durch eine Lücke in der Bauchwand Bauchfell, Fettgewebe oder Darm vor. Das vielleicht missverständliche Wort „Bruch“ meint hierbei eine Art Riss oder Lücken in den Schichten der Bauchwand. Ein Leistenbruch betrifft meist Männer, weil bei ihnen der Leistenkanal weiter ist als bei Frauen. Dazu muss man wissen: Der Leistenkanal verläuft vom Hüftknochen schräg nach unten Richtung Schambein und verbindet die Bauchhöhle mit der Leistengegend. In ihm verlaufen Nerven, Blut- und Lymphgefäße. Bei Männern enthält der Leistenkanal außerdem den Samenstrang. Der Kanal entwickelt sich bereits vor der Geburt als Hohlraum, durch den bei Jungen die Hoden aus der Bauchhöhle in den Hodensack wandern. Erst danach schließt sich der aus Faszienhüllen bestehende Kanal wieder.
Was empfehlen Sie dann: Hernie operieren oder lieber nicht?
Dr. Son: Nicht nur bei Leistenbrüchen, auch ganz grundsätzlich gilt: Nicht jede Hernie bereitet sofort Probleme oder Schmerzen. Das kann je nach Einzelfall unterschiedlich sein und hängt auch davon ab, wo ein Eingeweidebruch entsteht und wie groß er ist. Viele Betroffene mit beschwerdefreien Weichteilbrüchen warten deshalb mit einer Operation so lange ab, bis sich erste Beeinträchtigungen und Schmerzen zeigen. Solange kein erhöhtes Risiko für Komplikationen besteht, ist dies unter Umständen möglich. Bei alten oder sehr kranken Menschen kann es auch wegen der Operationsrisiken angebracht sein, auf eine Operation zu verzichten. Aber grundsätzlich ist hierbei zu bedenken: Auch beschwerdefreie Eingeweidebrüche oder Hernien, die von selbst oder mithilfe des Facharztes an ihren Ursprungsort zurückgeschoben wurden, hinterlassen eine geöffnete Bruchpforte, welche nicht von alleine wieder verheilt beziehungsweise sich nicht von selbst wieder schließt. In vielen Fällen erweitert sie sich sogar eher noch. Das wiederum erhöht das Risiko für Folgekomplikationen, zum Beispiel einer Einklemmung. Hier wichtig zu wissen: Eine eingeklemmte Hernie ist immer ein Notfall und muss sofort operiert werden, um etwa einen Darmverschluss oder eine Bauchfellentzündung zu verhindern! Es gilt also für Betroffene, auf Symptome wie starke Schmerzen, Fieber oder Übelkeit zu achten. Dann heißt es: Wirklich sofort zum Arzt! Und meine grundsätzliche Empfehlung lautet: Bei Verdacht auf einen Eingeweidebruch und spätestens, wenn Beschwerden auftreten, einen Facharzt aufsuchen und sich hinsichtlich der Behandlungsmöglichkeiten beraten lassen.
Welche Operationsmöglichkeiten gibt es dann?
Dr. Son: Für das dauerhafte Verschließen eines Bruchkanals sind grundsätzlich verschiedene Operationsmethoden möglich. Um auch das erneute Auftreten einer Hernie bestmöglich zu verhindern, eignet es sich bei vielen Patienten, die Bruchstelle minimal-invasiv mithilfe eines modernen Kunststoffnetzes zu schließen. Es gibt aber auch Fälle, in denen eine offene Operationsmethode angezeigt sein kann, etwa bei vielen komplexeren Eingeweidebrüchen oder wenn Betroffene bereits eine Hernien-Operation hinter sich haben. Bei der Auswahl des Operationsverfahrens wähle ich immer das für den jeweiligen Patienten schonendste Operationsverfahren und orientiere mich an den individuellen Gegebenheiten des Betroffenen, um einen bestmöglichen Behandlungserfolg zu ermöglichen.
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