Knieschmerzen: Welche Rolle spielen Meniskus und Knorpel? - Die Sonderseite mit Dr. Kinateder und Dr. Wimmer im Interview
Unser Meniskus wirkt wie ein Stoßdämpfer und Stabilisator im Kniegelenk. Tatsächlich übernimmt er mindestens 50 Prozent der Lastübertragung und sorgt dafür, dass wir uns nicht so schnell verletzen – und das trotz der hohen Belastung, der unsere Knie jeden Tag ausgesetzt sind. Ein verletzter Meniskus kann im ungünstigsten Fall jedoch zu Knorpelschäden und Arthrose führen, wissen Dr. Kinateder und Dr. Wimmer. Was Betroffene beachten müssen, erklären die beiden zertifizierten Kniechirurgen aus dem ZFOS. Ihre Patienten operieren sie in der WolfartKlinik.
Wie fühlen sich Meniskusschmerzen im Vergleich zu anderen Knieschmerzen an?
Dr. Kinateder: Ganz typisch für einen Riss des Innenmeniskus sind belastungsabhängige Schmerzen bei Drehbewegungen des Kniegelenkes oder beim Aufrichten aus einer tiefen Hockstellung. Häufig sind auch Schmerzen beim Treppabgehen. Die meisten Meniskusrisse sehe ich bei (Hobby-)Sportlern. Sie entstehen durch plötzliche Drehbewegungen oder abrupte Bewegungsstopps, wie sie zum Beispiel beim Tennis, Fußball oder Skifahren oft vorkommen. Wenn der Meniskus einreißt, ist häufig ein Knacken spür- und hörbar. Betroffene haben Schmerzen und können das Knie dann nicht mehr vollständig beugen oder strecken. Manchmal schwillt zudem das Gelenk an oder es blockiert. Grundsätzlich gilt: Mit zunehmendem Alter verschleißt der Meniskus, wird weniger widerstandsfähig und dadurch auch verletzungsanfälliger.
Was tun bei Meniskusschmerzen?
Dr. Wimmer: Knieschmerzen sollten Betroffene immer ärztlich abklären lassen. In vielen Fällen helfen bereits schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente und die Kühlung und Entlastung des Knies. Wichtig zu wissen: Auch bei degenerativen Veränderungen des Meniskus – also durch Abnutzung, Verschleiß, Alterung oder lange einwirkende Schädigung – kann ein Meniskusriss in der Regel ohne OP behandelt werden. Treten aber wiederholt Schmerzen und eine Schwellung des Kniegelenkes auf oder liegen gar Blockierungen des Gelenkes durch komplexe Risse vor, führt meist kein Weg an einer Meniskus-OP vorbei.
Was hat eine Meniskusverletzung mit dem umliegenden Knorpel zu tun?
Dr. Kinateder: Ein Meniskusriss kann unbehandelt zu Knorpelschäden führen. Denn in Folge der Verletzung entsteht eine chronische Überlastung des Knorpels und im weiteren Verlauf möglicherweise ein Defekt der Gelenkfläche. Die früher oder später einsetzende Folge von Knorpelschäden wiederum ist Arthrose. Tatsächlich sind Knorpelschäden am Knie für Patienten schmerzsymptomatisch lange nicht genau zuordenbar. Im frühen Stadium bemerken Betroffene Schmerzen und/oder eine Schwellung bei Belastung des Kniegelenkes, also zum Beispiel bei sportlicher Betätigung, längeren Ausflügen oder Treppensteigen. Wenn das Knie knirscht, knackt oder blockiert, schmerzt oder schlecht beweglich ist, kann dies ein Hinweis auf einen Knorpelschaden sein. Aber Betroffene sollten wissen: Diese Knorpeldefekte heilen nicht von selbst aus.
Wie wird ein Knorpelschaden am Knie behandelt?
Dr. Wimmer: Je nach Ausprägung des Knorpelschadens und der Schmerzen behandle ich in der Regel zuerst konservativ, also ohne Operation mit Hilfe von Physiotherapie, funktionell stabilisierendem Training, Infiltrationen und medikamentöser Schmerztherapie. Auch die Optimierung des Schuhwerkes inklusive Einlagen und eine veränderte sportliche Aktivität sind konservative Therapieansätze. Wenn ein Knorpelschaden so weit fortgeschritten ist, dass konservative Maßnahmen nicht mehr ausreichen, bespreche ich mit meinen Patienten die Möglichkeit einer Operation. Wichtig bei der Beratung ist dabei auch das Alter: Je jünger der Patient, umso eher macht eine Operation Sinn. Bei der Entscheidung ebenfalls zu berücksichtigen sind Alter und Größe des Knorpelschadens, die Intaktheit des Knochens unter dem Knorpelschaden und die Aktivität des Patienten sowie Begleitverletzungen. Die OP kann entweder arthroskopisch (in der sogenannten Schlüssellochtechnik) oder offen erfolgen. Das genaue Ausmaß des Schadens sehe ich erst bei der Gelenkspiegelung (Arthroskopie). Bei dieser minimalinvasiven Operation lässt sich gleichzeitig der Knorpel wieder aufbauen. Dazu fixiere ich, wenn möglich, abgelöste Knorpelstücke wieder oder entferne sie andernfalls. Durch die sogenannte Mikro- oder Nanofrakturierung wird der freiliegende Knochen angebohrt, wodurch es zu einer Ersatzknorpelbildung kommen soll. Aber wichtig zu wissen: Es handelt sich dabei immer nur um einen Ersatz des ursprünglichen Knorpels, der diesen auch in funktioneller Hinsicht nicht vollständig ersetzen kann. Deshalb ist eine Knorpelzelltransplantation oft die bessere Wahl.
Was versteht man unter einer Knorpelzelltransplantation?
Dr. Kinateder: Bei einer Knorpelzelltransplantation – auch ACT (Autologe Chondrozyten Transplantation) genannt – handelt es sich um ein bewährtes Operationsverfahren zur Knorpelzellanzüchtung mit anschließender Knorpelreplantation. Das bedeutet: In einem zweistufigen Operationsverfahren wird zunächst durch eine Spezialstanze minimalinvasiv gesunder Knorpel aus dem betroffenen Gelenk entnommen. Dieser Eingriff erfolgt ambulant. In einem Speziallabor wird dieses Knorpelgewebe gezüchtet und vermehrt. In einer zweiten Operation fülle ich dann den Knorpeldefekt mit diesem Material auf. So lassen sich auch größere Knorpeldefekte zum Ausheilen bringen. Und: An der Stelle des Defektes wächst nun originäres Knorpelgewebe und nicht das Ersatzknorpelgewebe. Neuerdings setzen wir auch ein Verfahren namens „minced cartilage“ ein. Hierbei handelt es sich um eine einzeitige Transplantation – ebenfalls durch Aufbereitung gewonnener Knorpelfragmente mit nur einer Operation. Wichtig: Betroffene sollten sich für eine Knorpelzelltransplantation an einen Experten wenden, da auch Faktoren wie Beinachse und Stabilität des Gelenkes berücksichtigt werden müssen. Nur wenige Kliniken führen diesen Eingriff durch.
Unser Angebot:
- Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes (Kreuzbandersatz) incl. Revisionsoperationen
- Meniskusteilresektion oder -naht
- Knorpeleingriffe
- Knorpelzelltransplantation
- Achskorrekturen (Umstellungsoperationen am Kniegelenk)
- Stabilisierung nach Kniescheibenluxation
- Rekonstruktion des hinteren Kreuzbandes
- Weitere Bandrekonstruktionen im Kniebereich
Kontakt:
ZFOS – Zentrum für
Orthopädie & Sportmedizin
Dres. med. Öttl, Kinateder, Wimmer,
Mayer, Rummel, Hr. Bolay,
Lueg*, Mrosek*
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