„Ich fühle mich in meinem Beruf pudelwohl“ - Warum sich Stationsleiter Tobias Pfisterer immer wieder für seinen Pflegeberuf entscheiden würde
Mittwoch, 22. Mai 2024
Tobias Pfisterer leistete im Jahr 2003 seinen Zivildienst in einer Akutklinik ab. Aus den anfangs angedachten 10 Monaten sind mittlerweile 21 Jahre geworden. Der 38-Jährige absolvierte zunächst die Ausbildung als (damals noch) „examinierter Gesundheits- und Krankenpfleger“ und bildete sich im Lauf der Zeit sukzessive weiter. Seit 2020 ist er Stationsleiter an der WolfartKlinik in Gräfelfing bei München, einer operativ ausgerichteten Fachklinik mit Notaufnahme und rund 350 Mitarbeitenden. Er schildert, was ihn an der Pflege bis heute so sehr begeistert.
„Während meines Zivildienstes auf einer internistischen Station habe ich zu meiner eigenen Überraschung gemerkt, dass mir diese Art der Tätigkeit gefällt. Ich fand es faszinierend, welche schnellen Erfolgserlebnisse man oft hatte, dass man zusehen konnte, wie sich der Zustand von Patienten von Tag zu Tag besserte. Nachdem ich außerdem sehr viel positives Feedback und Ermunterungen aus dem Kollegen- und Patientenkreis und auch seitens der Familie bekam – meine Mutter war selbst Krankenschwester -, entschloss ich mich zu der Berufsausbildung“, berichtet er und ergänzt: „Ich habe diese Entscheidung bis heute nie bereut. Ich fühle mich in meinem Beruf pudelwohl.“
In seiner jetzigen Position als Stationsleiter ist Tobias Pfisterer für 55 Patienten und 26 Mitarbeitende zuständig. „Ich bin Ansprechpartner für das Team, mache die Dienstplangestaltung, unterstütze die Kollegen im Stationsalltag und in Sachen Fort- und Weiterbildungen. Zudem fungiere ich als Schnittstelle zur Pflegedienstleitung und anderen Abteilungen im Haus. Auch die Patientenversorgung gehört nach wie vor zu meinem Tätigkeitsbereich. Das ist zwar nicht zwingend, aber es macht mir einfach so viel Spaß, dass ich mich entschlossen habe, mich nicht nur auf den organisatorischen Teil zu beschränken.“
Die Liste der Vorzüge, die er in seinem Beruf sieht, ist lang: „Der Pflegeberuf ist unglaublich abwechslungs- und facettenreich. Man kann sich in so viele Fachrichtungen orientieren. Man kann es actionreich haben in einem großen Akuthaus oder weniger stressig in einer Reha- oder einer Belegarztklinik wie unserer. Man kann in die Altenpflege gehen oder in die ambulante Pflege, man kann die Zusatzausbildung zur Hygienefachkraft oder zur Praxisanleitung machen oder bis in die Führungsebene aufsteigen… das Spektrum ist riesig.“ Ihm persönlich liege die Arbeit mit Menschen und die Teamarbeit sehr. „Ich mag es, dass man bei aller Ernsthaftigkeit des Berufsfeldes auch mal mit den Kollegen und Patienten scherzen kann, dass auch mal gelacht werden darf. Und ich genieße es, mit so vielen unterschiedlichen Charakteren und Kulturen in Kontakt zu kommen. Das ist immer wieder interessant und bereichernd.“ Die Hauptsache aber sei die erlebbare Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns. „Was mich nach wie vor begeistert und erfüllt, ist, zu sehen, dass man Menschen wirklich helfen kann. Das ist einfach ein gutes Gefühl.“
Mit der im Pflegeberuf üblichen Schichtarbeit habe er sich arrangiert. „Das weiß man ja, wenn man in die Pflege geht.“ Für ihn selbst steht seit einiger Zeit keine Nachtschicht mehr auf dem Plan. „Aber es gibt viele, vor allem jüngere Kollegen, die das gern machen, weil es da oft etwas ruhiger zugeht und die Zuschläge gut sind. Zudem hat man nach ein paar Nachtdiensten mehrere Tage am Stück frei. Das hat auch etwas für sich.“ In Sachen Bezahlung sei indes noch Luft nach oben, stimmt Tobias Pfisterer der allgemeinen Einschätzung zu. Angesichts der großen Verantwortung und der hohen Lebenshaltungskosten sei „das Ganze noch ökonomisch ausbaufähig“.
Sein Wunsch wäre, wieder mehr Menschen – egal ob jung oder älter – mit dem Pflegeberuf in Kontakt zu bringen. „Beim Zivildienst ist früher oft der Funke übergesprungen und die Leute haben, so wie ich, bemerkt, dass das genau ihr Ding ist. Heute besteht diese Möglichkeit zwar über ein freiwilliges soziales Jahr, aber damit erreicht man leider nicht genügend junge Menschen. Vielleicht sollte laut über ein verpflichtendes soziales Jahr für alle nachgedacht werden. Ich bin mir sicher, damit könnte man viele neue Pflegekräfte generieren.“
Eine Story vom VPKA | Veröffentlicht am 21.05.2024 auf www.vpka-bayern.de