Hernien: Wie gefährlich sind Weichteilbrüche wirklich? - Die Sonderseite mit Dr. Son im Interview
Ist die Bauchdecke an bestimmten Stellen nicht stabil genug, ist eine Hernie – auch Eingeweide- oder Weichteilbruch genannt – eine mögliche Folge. Durch eine Lücke in der Bauchwand, die sogenannte Bruchpforte, können dann Eingeweide nach außen treten. Da gerade kleinere Brüche oft so gut wie oder ganz beschwerdelos bleiben, werden sie gerne mal als kleineres Wehwehchen abgetan. Warum Betroffene eine Hernie aber nicht auf die leichte Schulter nehmen sollten und welche Warnsignale für einen akuten Handlungsbedarf sprechen, wollen wir von Dr. Min-Seop Son wissen. Der Hernien-Spezialist ist Chefarzt der der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Adipositas-Chirurgie im Chirurgischen Zentrum der WolfartKlinik.
Bei wem besteht ein erhöhtes Risiko für eine Hernie?
Dr. Son: Weichteilbrüche können sowohl angeboren als auch erworben sein. Bestimmte anatomische Strukturen wie etwa der Nabel, der Leistenkanal oder auch Narben bilden dabei Schwachstellen, wo sich Bruchpforten ausbilden und durch die sich dann der Inhalt der Bauchhöhle vorwölben kann. Ursachen für Hernien sind etwa von Geburt an vorhandene unvollständige Verschlüsse oder durch Operationen hervorgerufene Instabilitäten der Bauchwand. Wer berufsbedingt zum Beispiel regelmäßig schwere Lasten hebt, trägt ebenfalls ein gewisses Risiko. Es gibt noch weitere Faktoren, die eine Hernie begünstigen können: Dazu zählen etwa ein schwaches Bindegewebe, Rauchen oder Übergewicht. Auch eine schwächer werdende Muskulatur bei fortschreitendem Alter oder chronischer Husten können dabei eine Rolle spielen. Ebenso kann ein erhöhter Druck im Bauchraum, etwa beim Sport mit Gewichten oder an der Bauchpresse, eine Hernie hervorrufen.
An welchen Symptomen erkenne ich einen Eingeweidebruch?
Dr. Son: Hernien erzeugen oft ein Druckgefühl beziehungsweise stechende oder ziehende Schmerzen an der Bruchstelle. Betroffene bemerken dies vor allem beim Anspannen der Bauchmuskulatur oder beim Tragen schwerer Gegenstände. Oft zeigt sich ein Weichteilbruch auch als Beule, die zum Beispiel beim Husten sichtbar wird und sich wieder nach innen zurückdrücken lässt. Mein Rat: Wem solche Symptome an sich auffallen, sollte sich zeitnah bei einem Facharzt vorstellen. Dieser kann dann diagnostizieren, ob eine Hernie vorliegt und an welcher Stelle genau. Denn: Ein Eingeweidebruch muss nicht immer mit dem Auge erkennbar oder mit Schmerzen verbunden sein. Zunächst versuche ich, eine Hernie sicht- und tastbar zu machen, indem ich den Betroffenen bitte, im Stehen und im Liegen zu husten oder zu pressen. Die genaue Lage und den Inhalt des Bruchsacks kann ich in der Regel im Ultraschall feststellen, in bestimmten Fällen über eine Computertomografie. Zur Erkennung komplexer innerer Brüche kann auch eine Bauchspiegelung, die sogenannte Laparoskopie, erforderlich sein.
Was passiert, wenn Betroffene eine Hernie ignorieren?
Dr. Son: Es kann zum Beispiel vorkommen, dass ein erhöhter abdomineller Druck die Bruchpforte stark aufweitet. Da sich beim Nachlassen des Drucks die Lücke verengt, können Eingeweide aber oft nicht mehr in ihre ursprüngliche Lage zurückkehren, sie werden eingeklemmt. Dann spricht man von einer sogenannten Inkarzeration. Als Konsequenz dieser Komplikation droht etwa ein Darmverschluss oder infolge der unterbrochenen Blutzufuhr ein Absterben der eingeklemmten Darmwand. Dabei kann auch der Darminhalt in die Bauchhöhle gelangen und eine Bauchfellentzündung auslösen. Wichtig zu wissen: Eine eingeklemmte Hernie ist immer ein Notfall, der sofort ärztlich versorgt werden muss!
Welche Therapiemöglichkeiten empfehlen Sie bei einem Weichteilbruch?
Dr. Son: Grundsätzlich gilt: Auch wenn eine Hernie von selbst oder mithilfe des Facharztes an ihren Ursprungsort zurückgeschoben wurde, ist die Bruchpforte nach wie vor geöffnet. Für Betroffene wichtig zu wissen: Bruchpforten heilen oder schließen sich niemals von selbst! Es kommt im Gegenteil häufiger vor, dass sie sich noch erweitern und mehr Inhalt aufnehmen. Das wiederum erhöht das Risiko einer Einklemmung. Um einen Bruchkanal dauerhaft zu schließen, sind abhängig von Ort und Ausmaß der Hernie sowie der individuellen Situation des Patienten unterschiedliche Operationsmethoden möglich. Ich schließe die Bruchstelle zum Beispiel oft minimal-invasiv mithilfe eines modernen Kunststoffnetzes. So lässt sich in der Regel auch ein erneutes Auftreten einer Hernie verhindern. Bei komplexen Fällen oder bereits vorausgegangenen Hernien-Operationen kann auch eine offene Operationsmethode sinnvoll sein. Ich bespreche die verschiedenen Möglichkeiten immer gemeinsam mit dem Betroffenen, um für jeden Patienten das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
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Chirurgisches Zentrum WolfartKlinik
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