Gut zu Fuß! Hallux valgus und die leidigen Folgen des Ballenzehs - Die Sonderseite mit Dr. Pfleghar im Interview
Zu den häufigsten Gründen für eine Fußoperation gehört unter anderem der Hallux valgus. Dabei steht das Endglied der Großzehe zu weit nach außen weg und schiebt sich gelegentlich unter oder über die zweite Zehe in Richtung Fußaußenrand. Ein Hallux valgus muss nicht immer schmerzhaft sein, führt aber nicht selten darüber hinaus zu weiteren Problemen, wie zum Beispiel Deformitäten an den Kleinzehen, die sogenannten Hammer- oder Krallenzehen oder zu Knorpelverschleiß am Großzehengrundgelenk. Was Betroffenen jetzt hilft, weiß Dr. Ulrich Pfleghar als zweifach zertifizierter Fußchirurg der Fachgesellschaften GFFC und DAF. Seine Patient*innen operiert der Fußspezialist in der WolfartKlinik, wenn konservative Therapiemaßnahmen keine Besserung mehr erzielen.
Was ist die Ursache der Zehenschiefstellung?
Dr. Pfleghar: In vielen Fällen sieht man eine familiär gehäuft auftretende Veranlagung zur Ausbildung eines Hallux valgus. Weitere mögliche Faktoren können falsches Schuhwerk, eine Bindegewebsschwäche, schwache Fußmuskulatur und eine Instabilität des ersten Mittelfußgelenkes sein. Für Betroffene wichtig zu wissen: Letztendlich kann man die Entstehung eines Hallux valgus oder anderer Fehlstellungen kaum bis nicht beeinflussen oder lenken. Und: Die Ausprägung beziehungsweise die Größe der Fehlstellung nimmt im Laufe der Zeit auch stets zu.
Warum sind die Beschwerden bei Betroffenen oft so unterschiedlich?
Dr. Pfleghar: Ich sehe in meiner Sprechstunde viele unterschiedliche Varianten von Fehlstellungen bei Patient*innen mit Hallux valgus und den Begleiterkrankungen. Interessanterweise muss ein Hallux valgus oder andere Zehenfehlstellungen nicht immer sofort Beschwerden verursachen. Ebenso muss die Größe der Fehlstellung nicht immer automatisch ein Gradmesser für die auftretenden Schmerzen sein, wobei die andauernde Fehlstellung unter anderem auch zu einer frühzeitigen Gelenkabnutzung führen kann. Daher wird eine Korrektur der Fehlstellung eher früher als später empfohlen. Ein Abwarten „bis es nicht mehr geht“ sollten Betroffene unbedingt vermeiden. Dies gilt im Übrigen für die meisten Fehlstellungen oder Deformitäten am Fuß.
Wie diagnostizieren Sie einen Hallux valgus?
Dr. Pfleghar: An erster Stelle steht für mich die händische Untersuchung des entkleideten Fußes im Sitzen und Stehen. Ich erhalte damit Informationen über die Stabilität der Gelenke und stelle deren Beweglichkeit fest. Gibt es zum Beispiel Schwielenbildungen? Sind die Fußpulse tastbar? Arbeiten die Muskeln und deren Sehnen kräftig? Ergänzend mache ich je nach Bedarf Röntgenbilder. Eine Kernspintomographie brauche ich selten und ist speziellen Fragestellungen vorbehalten. Mir ist vor allem die persönliche Untersuchung wichtig – da erhalte ich am meisten Informationen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Dr. Pfleghar: Prinzipiell gibt es immer zwei Behandlungsmöglichkeiten: konservativ oder operativ. Ich versuche immer, den konservativen Therapiemöglichkeiten zunächst den Vortritt zu lassen. Aber es gibt auch Fälle, bei denen eine konservative Behandlung schon im Vorfeld ausgeschlossen werden muss, weil sie keine nennenswerte Beschwerdelinderung erzielen kann. Bei einer konservativen Therapie kann man etwa durch orthopädische Schuheinlagen den Fuß betten und druckentlasten. Eine Korrektur ist aber nicht möglich. Der Beschwerdeverlauf lässt sich dadurch nur entschleunigen. Gegebenenfalls verordne ich ergänzend eine Physiotherapie zur Kräftigung der kleinen Fußmuskeln.
In welchen Fällen raten Sie Ihren Patient*innen zu einer Operation?
Dr. Pfleghar: Sollten die konservativen Behandlungsmöglichkeiten nicht wie gewünscht die Beschwerden lindern, Patient*innen vermehrt unter Beschwerden leiden oder Fehlstellungen doch zunehmen, ist in der Regel eine Operation zu empfehlen. Da es sich um keinen Notfall handelt, lässt sich diese auch zeitlich sehr individuell im Sinne des jeweiligen Patienten organisieren und einplanen. Bei der Operation erfolgt dann eine Stellungskorrektur der betroffenen Zehen in eine gerade und druckunempfindliche Position. Dies dient auch dem Schutz der angrenzenden Gelenke der zu korrigierenden Fehlstellung vor Knorpelverschleiß, also dem Entstehen einer Arthrose. Die OP-Methode wird immer individuell an den Patientenfuß angepasst. Denn: Auch vermeintliche Kleinigkeiten können eine Rolle bei der OP spielen – Hallux ist eben nicht gleich Hallux. Den OP-Ablauf und die Nachbehandlung plane ich mit den Patient*innen ebenso gemeinsam. Eine Belastung des operierten Fußes ist in der Regel in einem Verbandsschuh sofort nach OP möglich, der je nach OP-Methode vier bis sechs Wochen im Alltag getragen wird. Physiotherapie ist ebenfalls eine begleitende Maßnahme nach der Operation.
Unser Angebot:
- Zertifizierte Fußchirurgie
- Achillessehnenentzündungen
- Knickfuß (Kind und Erwachsener)
- Sehnenentzündungen
- Arthrosen am Großzehengrundgelenk (Hallux rigidus)
- Schneiderballen („Hallux der Kleinzehe“)
- Fersensporn
- Hallux valgus
- Spezielle orthopädische Chirurgie am zertifizierten Endoprothesenzentrum der Maximalversorgung der WolfartKlinik
- Allgemeine konservative Orthopädie
- Schulter- und Kniegelenkschirurgie
- Chirotherapie, manuelle Medizin, Akupunktur
- Notfallversorgung und Unfallchirurgie
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