Endometriose: Unterleibsschmerzen? Unerfüllter Kinderwunsch? - Die Sonderseite mit Dr. Bitto im Interview
Mindestens jede zehnte Frau leidet an Endometriose – und die meisten wissen es gar nicht. Viele Betroffene denken, ihre starken Regelschmerzen seien normal. Denn obwohl Endometriose eine der häufigsten Frauenerkrankungen ist, wird sie immer noch kaum thematisiert.
Viele Betroffene sprechen nur ungern über ihre Unterleibsschmerzen, um nicht stigmatisiert zu werden. So werden die Symptome von Endometriose oft verkannt - und der Leidensweg bis zum Erkennen der Krankheit ist lang: Durchschnittlich ungefähr sieben Jahre! Welche Möglichkeiten der Therapie es bei dieser Frauenkrankheit gibt, erklärt Dr. med. Franz-Ferdinand Bitto vom Zertifizierten Endometriosezentrum der WolfartKlinik.
Was genau ist Endometriose?
Dr. Bitto: Bei der Endometriose siedeln sich Zellen, die denen der Gebärmutterschleimhaut ähneln, fälschlicherweise außerhalb der Gebärmutter an. Diese eigentlich gutartigen Endometrioseherde kann man dann auf dem Bauchfell und den umliegenden Organe wie Harnblase, Eierstöcken oder dem Darm vorfinden. Vereinfacht gesagt reagieren auch sie während jeder Monatsblutung mit und verursachen dabei starke Schmerzen. Sie können Zysten an den Eierstöcken bilden, die sich mit Blut füllen oder die Eileiter und umliegenden Organe verkleben. Dies kann auch zu einem unerfüllten Kinderwunsch führen. Sicher feststellen kann man eine Endometriose meist nur mit einer minimal-invasiven Operation (Bauchspiegelung oder Laparoskopie).
Sind starke Menstruationsschmerzen nicht ein Stück weit normal?
Dr. Bitto: Nein. Bei starken Periodenschmerzen sollte der behandelnde Frauenarzt das Vorliegen einer Endometriose zumindest in Betracht ziehen. Leider ist die Endometriose immer noch weitgehend unbekannt. Ich erlebe täglich Frauen, die immer wieder gehört haben ihre Schmerzen wären normal – auch von ihrem Frauenarzt. Das muss sich ändern. Bei Unsicherheit hilft der Gang in ein spezialisiertes Endometriosezentrum.
Stimmt es, dass Endometriose auch für Kinderlosigkeit verantwortlich ist?
Dr. Bitto: Ja, in ca. 60 Prozent der Fälle, bei denen es mit dem Kinderwunsch nicht klappt, und Periodenschmerzen bekannt sind, ist laut Statistik Endometriose im Spiel.
Können Frauen mit Endometriose noch Kinder bekommen?
Dr. Bitto: Frauen mit Endometriose können nach einer Operation auch bei schwerer Endometriose häufig sowohl spontan schwanger werden als auch Kinder auf natürlichem Weg zur Welt bringen. Manchmal ist der Gang in eine Kinderwunschsprechstunde und eine künstliche Befruchtung notwendig. Am besten sind die Chancen – egal ob auf natürlichem Wege oder mit Unterstützung - nachdem eine vorliegende Endometriose operativ komplett entfernt wurde. Hier ist aber oft auch ein Abwägen der Radikalität wichtig, um z.B. die Eierstöcke nicht zu sehr zu belasten. Die Qualität der Operation ist deshalb sehr wichtig.
Wie wird Endometriose behandelt?
Dr. Bitto: Meist lassen sich die Endometriose-Herde mit einer minimal-invasiven Operation, einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) beseitigen. Durch kleine Öffnungen in der Bauchdecke werden eine Kamera und chirurgische Instrumente eingeführt. Wenn eine Endometriose vorliegt, können die Herde in derselben Operation entfernt werden. Durch das schonende, minimalinvasive Verfahren sind die Patientinnen schnell wieder auf den Beinen. In schweren Fällen können größere Operationen notwendig sein, welche interdisziplinär zusammen mit Chirurgen und Urologen durchgeführt werden. Trotz der Komplexität dieser Eingriffe gelingen auch sie nahezu immer minimal-invasiv. Eine weitere Option der Behandlung stellt die medikamentöse Therapie dar. Sie kann begleitend nach oder statt einer Operation eingesetzt werden. Oft helfen auch ergänzende Maßnahmen wie Osteopathie oder Akkupunktur.
Was raten Sie Frauen, die an Endometriose leiden?
Dr. Bitto: Endometriose ist eine sehr komplexe und chronische, also eine dauerhafte Krankheit. Sollten Beschwerden bekannt sein, welche auf eine Endometriose hindeuten, sollte man sich an ein zertifiziertes Endometriosezentrum wenden. Eine Anlaufstelle ist hier das MIC-Zentrum-München mit drei Standorten in München.
Beschwerden, die auf eine Endometriose hinweisen:
- starke Schmerzen während der Menstruation, die oft ohne Schmerztabletten nicht auszuhalten sind
- unerwünschte Kinderlosigkeit
- Schmerzen beim Stuhlgang oder Urinieren, oder Blut in Stuhl oder Urin (um die Periode)
- Schmerzen während und nach dem Geschlechtsverkehr
- Unterleibsschmerzen auch außerhalb der Menstruation
Beschwerden, die auch durch eine Endometriose verursacht werden können:
- häufige Übelkeit, Abgeschlagenheit, Müdigkeit
- verlängerte und verstärkte Menstruation
- Kopfschmerzen, Schwindel
- Magenbeschwerden
Kontakt:
MIC-Zentrum-München
Zertifiziertes Klinisches Endometriosezentrum
Terminalstraße Mitte 18
85356 München-Flughafen
Telefon: 089 / 975 8 23 45