Bandscheibenvorfall: Selbst ein starker Rücken hält nicht alles aus - Die Sonderseite mit Dr. Noe im Interview
Homeoffice, viel Zeit zuhause auf der Couch, fehlende Möglichkeiten, sich körperlich ausreichend zu betätigen, Vereinssport und Fitnessstudios geschlossen. Und gerade jetzt im Winter lassen viele bei Schnee und Eis auch gerne mal die Joggingschuhe links liegen.
Die Corona-Pandemie hat nicht nur bei älteren Patienten oder chronisch Rückengeplagten Auswirkungen auf ihre Gesundheit und körperliche Leistungsfähigkeit, sondern hinterlässt zunehmend auch bei jüngeren, bisher rückengesunden Menschen erste Spuren. Die Folge des Bewegungsmangels: Rückenschmerzen.
Sind die Schmerzen sehr stark oder treten akut auf, lässt sich der Gang zum Arzt oft nicht mehr vermeiden. Die Diagnose lautet dann oft: Bandscheibenvorfall. Für viele Betroffene erstmal ein Schock. Die meisten denken sofort an eine bevorstehende Operation. Die gute Nachricht: Tatsächlich ist eine OP wesentlich seltener notwendig als viele glauben.
Wir sprechen mit Dr. Noe, Leitender Arzt und Rückenspezialist in der WolfartKlinik über das Krankheitsbild und die Therapiemöglichkeiten.
Was passiert bei einem Bandscheibenvorfall?
Dr. Noe: Starke Belastung setzt den Bandscheiben enorm zu. Dazu gehört neben einseitigen Belastungen wie ständigem Sitzen und schwerem Heben auch mangelnde Bewegung und Übergewicht. Halten die Bandscheiben der Belastung nicht mehr Stand, kommt es zum Bandscheibenvorfall. Dabei verrutscht der weiche Gallertkern der Bandscheibe, der wie ein Puffer zwischen den einzelnen Wirbelkörpern liegt und von einem Ring aus Faserknorpel gehalten wird. Obwohl durch den altersbedingten Verschleiß der Bandscheibe eher ältere und Menschen mittleren Alters an Bandscheibenvorfällen leiden, können auch junge Menschen betroffen sein. Vor allem, wenn dann noch ein akuter Auslöser, wie eine falsche Hebe- oder Tragbewegung dazukommt. Auch die Gene können einen Bandscheibenvorfall bei Jüngeren begünstigen. Je nachdem, an welcher Stelle der Bandscheibenvorfall auftritt, leiden Patienten an unterschiedlichen Symptomen. Ist etwa der Lendenbereich betroffen, strahlen die Rückenschmerzen oft in ein Bein aus. Auch Sensibilitätsstörungen wie ein Kribbeln am Bein oder Gesäß, seltener auch am Rücken, sind typisch.
Wie kann eine konservative Therapie helfen?
Dr. Noe: Eine konservative, also nicht-operative, Therapie ist sogar bei den allermeisten Fällen die beste Behandlung. Am wichtigsten ist zunächst die Schmerzlinderung. Dabei helfen geeignete schmerzstillende Mittel, gegebenenfalls auch Infiltrationen (Spritzen). Ebenfalls wirksam ist eine Therapie mit Rotlicht. Für zuhause eignen sich Wärmepflaster, aber es tut natürlich auch die gute alte Wärmflasche. Ganz wichtig: Bei einem Bandscheibenvorfall ist Schonung nicht immer angebracht, im Gegenteil: Eine moderate Fortführung der Alltagsaktivitäten ist das bessere Mittel der Wahl, sobald die Schmerzen weitestgehend gestillt sind. Dann kann auch mit Physiotherapie und anderen therapeutischen Behandlungsanwendungen gestartet werden.
Was tun bei einem akuten Bandscheibenvorfall?
Dr. Noe: Lähmungserscheinungen und plötzlich auftretende Inkontinenz sind Alarmsignale, die Betroffene keinesfalls ignorieren sollten. Ein Spezialist sollte dann abklären, ob diese in Zusammenhang mit einem Bandscheibenvorfall auftreten. In der Regel ist dann ein Eingriff notwendig, um die Störungen in den Griff zu bekommen. Dabei entfernt der Operateur das vorgefallene bzw. herausgetretene Bandscheibengewebe. So löst sich der Druck auf die umliegenden Nerven und der Schmerz wird abgestellt. Doch keine Sorge: Es gibt mehrere schonende Operationstechniken, die minimalinvasiv stattfinden. Welches Verfahren zum Einsatz kommen kann, hängt vom jeweiligen Krankheitsbild ab.
Warum sollte man Schmerzen im Rücken nicht dauerhaft ignorieren?
Dr. Noe: Meiner Erfahrung nach haben sich viele Betroffene mit ihrem Rückenleiden arrangiert und leben aus Angst vor einer Operation mit dem dauerhaften Schmerz. Das müssen und sollten sie aber nicht tun. Manchmal kann schon ein kleiner Eingriff helfen, um die frühere Lebensqualität zurück zu bekommen. Auch wenn sich bei einem Bandscheibenvorfall nach sechs bis acht Wochen durchgeführter konservativer Therapie keine Besserung einstellt, sollten sich Patienten an ihren Arzt wenden. Dann kann eine Operation eine gute Lösung zur dauerhaften Beseitigung der Schmerzen sein und langfristige Nervenschäden verhindern. Bei manchen Betroffenen ist der Nerv regelrecht eingeklemmt. Auch dann sollte man mit dem Eingriff nicht zu lange warten, sonst können auch nach der OP weiter Schmerzen und Missempfindungen drohen. Ich berate meine Patienten gerne ausführlich persönlich, welche Behandlungen zu ihrem individuellen Krankheitsbild passen.
Unser Angebot:
- Bandscheibenoperationen
- Wirbelsäulenchirurgie
- Konservative Orthopädie
- Interventionelle Schmerzbehandlung
Kontakt:
ORTHO-M
Dr. Stephan Noe
Nymphenburger Str. 146
80634 München
Tel. 0 89 / 1 39 97 30
dr.noe@ortho-m.de
www.ortho-m.de